Innovativer CO2-reduzierter Massivbau: DreiStart-ups, drei Ansätze:

Rückblick solid UNIT Web-Seminar „Innovation meets Zement und Beton– Drei Start-ups für die Dekarbonisierung der Industrie“

Berlin/München/Stuttgart. Die Baubranche nimmt den Klimaschutz in den Fokus: Bis2030 sollen die Emissionen für Zement und Beton gesenkt werden – so lautet das erklärteBranchenziel. Bei einigen Vorhaben wird bereits mit CO2-reduziertem Beton und andereninnovativen Technologien gebaut; Forschung, Planung und bauausführende Unternehmenarbeiten eng zusammen. Drei zukunftsweisende Ansätze stellten die Unternehmen alcemy,ecoLocked und Sonocrete im Juni beim solid UNIT Web-Seminar „Innovation meets Zementund Beton – Drei Start-ups für die Dekarbonisierung der Industrie“ vor.

„Uns bei solid UNIT Deutschland war es wichtig, in unserem Netzwerk von Anfang an auchjunge Start-up-Unternehmen mit ihren Ideen einzubinden. Wir wollen Licht an machen undzeigen, was bei den mineralischen Baustoffen schon jetzt in puncto Klimaneutralitätmöglich ist“, eröffnet Thomas Zawalski, Geschäftsführer von solid UNIT Deutschland, dasWeb-Seminar.

alcemy: KI-Software als Basis für CO2-Reduktion im Beton

Eine bessere Steuerung von klinkerreduziertem Zement und Beton hat sich das BerlinerStart-up alcemy auf die Fahne geschrieben. Das Unternehmen hat hierfür eine KI-gestützteSoftware entwickelt, die mittels Sensorik und intelligenter Algorithmen eine Reduktion desKlinkeranteils im Zement- und Transportbeton ermöglicht. Denn: Je klinkerärmer einBeton, desto höher sind die Anforderungen an die Transportbetonproduktion.

Hier kommt die Software von alcemy ins Spiel: Diese ermittelt in Werk und Fahrmischermithilfe einer Sensorik-Schnittstelle wichtige Daten wie Wirkleistungskurve, Dosierung,Feuchte, Temperatur und Öldruck, um ein lückenloses Monitoring vom Werk bis zurBaustelle in Echtzeit sicherzustellen. Dank maschinellem Lernen können anschließendexakte Vorhersagen zum Ausbreitmaß getroffen und die Qualität des Betons besserausgesteuert werden.

„Unsere prädiktive Software bietet den Unternehmen volle Transparenz und Intelligenz.Laborantinnen und Laboranten aber auch Mischmeisterinnen und Mischmeister können dasklinkerreduzierte Produkt so besser monitoren“, erklärt Tobias Linden, Key AccountManager von alcemy im Web-Seminar.

„Die Produktion von klimafreundlichem Beton wird dadurch insgesamt einfacher, dasProdukt gleichmäßiger hergestellt, Ressourcen geschont und perspektivisch Kostengesenkt. Unsere Kunden können das Thema Dekarbonisierung stärker in den Fokusnehmen, ohne Einbußen bei der Qualität in Kauf nehmen zu müssen.“

KI-gestütztes Monitoring: Die Software von alcemy ermöglicht eine Reduktion des Klinkeranteils, ohne Einbußen bei der Qualität in Kauf nehmen zu müssen. | Foto: alcemy

ecoLocked: Mit Biokohle Beton in Kohlenstoffsenken verwandeln

Das Start-up ecoLocked verfolgt einen Ansatz, der auf dem Entziehen vonKohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre basiert. Seit Ende 2021 arbeitet das Unternehmenan der Entwicklung von Additiven zur Herstellung eines klimapositiven Betons. Hierbeiverarbeitet ecoLocked Biokohle zu einem CO2-negativen Betonzuschlag, mit dem sowohlZement als auch Sand zu einem Teil ersetzt und die funktionalen Eigenschaften des Betonsverbessert werden können.

„Wir wollen Gebäude und Infrastruktur in die größte, nicht natürliche Kohlenstoffsenke derWelt verwandeln“, erklärt ecoLocked-Geschäftsführerin und Co-Gründerin Steff Gerhart imWeb-Seminar. „Die meisten Carbon-Removal-Technologien werden vermutlich erst ab2040, 2045 zum Einsatz kommen. Bio- oder Pflanzenkohle ist eine vielversprechendeTechnologie, die bereits jetzt eingesetzt werden kann."

Das Prinzip: Durch Pyrolyse entstehen aus biogenen Abfällen – zum Beispiel Reststoffenaus Sägewerken, der Forstwirtschaft oder der Lebensmittelproduktion – unter Ausschlussvon Sauerstoff hochwertige Biokohlenstoffe. Diese verarbeitet ecoLocked weiter zu CO2-negativen Zuschlägen, die im Werk oder auf der Baustelle dem Beton zugemischt werden.

„Durch die Reduktion von Zement und den Einschluss von Kohlenstoff verringern wir denCO2-Fußabdruck von Beton um bis zu 120 Prozent“, so Steff Gerhart. „Zudem entsteht einBeton, der dämmfähiger, leichter und haltbarer als konventioneller Beton ist.“

Gebäude als Kohlenstoffsenken: ecoLocked entwickelt klimafreundlichen Beton durch die Integration von Zuschlägen aus Biokohlenstoff, einem CO2-negativen Material. | Foto: ecoLocked

Sonocrete: 30 Prozent CO2-Reduktion durch Hochleistungsultraschall

Für Innovation bei der Produktion von klinkerreduzierten Fertigbetonen sorgt das Start-upSonocrete. Das Unternehmen fokussiert sich auf Betonfertigteile und nutzt Ultraschall, umBetonrezepturen zu verbessern und Früh- und Kompressionsfestigkeiten bei geringeremKlinkeranteil zu erreichen.

Die Herausforderung: Klinkerärmere Betonmischungen werden langsamer fest und habendamit geringere Frühfestigkeiten. „In der Fertigteilindustrie bekommt dies eine großeRelevanz“, erklärt Dr.-Ing. Ricardo Remus, Gründer und Geschäftsführer von Sonocrete.

Als Lösung hat das Start-up ein weltweit einzigartiges Vormischkonzept entwickelt, beidem die Zementhydration mittels Hochleistungsultraschall aktiviert wird. Hierfür integriertSonocrete dem klassischen Ablauf der Betonmischung einen Bypass-Prozess, in dem einkleiner Teil des Zements und ein Teil des Wassers zu einer Zementsuspension verbundenund mit Ultraschall behandelt werden. Das sorgt für zwei Effekte: Die Zementpartikeldispergieren, es wird mehr Oberfläche freigelegt. Zudem entstehen Hydratkeime, die imfolgenden Betonproduktionsprozess genutzt werden können, um die Frühfestigkeit zusteigern.

„Dieser Sonocrete-Effekt ermöglicht es den Betonfertigteilproduzenten, klimafreundlichereBetone zu nutzen, ohne Abstriche bei den Frühfestigkeiten machen zu müssen. Sie können bei gleichen Takt-, Umschlag- und Umspannzeiten weiterarbeiten – und das bei einemdeutlich reduzierten CO2-Fußabdruck“, erläutert Ricardo Remus im Web-Seminar.

Mehr Hintergründe zu den drei Unternehmen und deren Innovationen gibt es im solid UNITBlog unter: www.solid-unit.de/blog.

Einen Überblick künftiger Seminare und Veranstaltungen finden Sie unter www.solid-unit.de/veranstaltungen.

solid UNIT, das Netzwerk für den innovativen Massivbau e.V., ist ein Zusammenschlussvon Vertreter:innen der Bauwirtschaft und der Baustoffindustrie sowie von Hochschulen,Forschungsinstituten, Kammern und Start-ups der Branche. Das Ziel von solid UNIT ist es,durch eine engere Vernetzung der Partner:innen Innovationen in Forschung undEntwicklung weiter voranzutreiben und verstärkt auch auf den Baustellen zum Einsatz zubringen. Im Zentrum des Netzwerkes stehen dabei sogenannte Netzwerk-Teams, diejeweils in speziellen Themenbereichen, wie zum Beispiel CO2-Einsparung oder nachhaltigesRessourcenmanagement, zusammenarbeiten. Darüber hinaus informiert solid UNIT überInnovationspotenziale der mineralischen Bauweise und stellt nachhaltige Beispielprojektevor .

Der Sonocrete-Effekt: Mithilfe von Hochleistungsultraschall wird eine bessere Früh- und Kompressionsfestigkeiten bei Fertigbetonen mit geringem Klinkeranteil erreicht. | Foto: Sonocrete

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